1998 bis 2011

Einen Umbruch der Energieversorgung läutete das am 29. April 1998 in Kraft getretene Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsrechts ein. Es veränderte die Grundstruktur der bis dahin gelebten Energieversorgung, da es den Wettbewerb eröffnete und die Regulierung der Stromnetze begann. In den Folgejahren wird das Gesetz mehrfach novelliert und zum noch heute gültigen Energiewirtschaftsgesetz weiterentwickelt.

Am 3. Juni 1998 wurde die EVL auf Stadtwerke Bad Langensalza GmbH (SWL) umbenannt, um die Aufgabenbandbreite besser zu verdeutlichen und sich neu im Markt zu positionieren.

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Das im Jahre 2000 eingeführte „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) schaffte für Jedermann den Anreiz, mit einer Photovoltaik-Anlage (PV) zum Energieerzeuger zu werden. Um der Umsetzung einen Anschub zu geben, wurden die PV-Vergütungssätze stark angehoben. So erhielt ein PV-Anlagenbetreiber für die ins Netz eingespeiste elektrische Energie:

  • für Anlagen, die 2001 in Betrieb gingen (auch Altanlagen): mind. 50,6 Cent/kWh
  • für Anlagen, die 2002 in Betrieb gingen: mind. 48,1 Cent/kWh
  • für Anlagen, die danach neu in Betrieb gingen, jährliche Degression von 5 % der Vergütungssätze des Vorjahres.

Neben der Zusicherung der Vergütungshöhe für 20 Jahre, wurde gesetzlich festgelegt, dass jede PV-Anlage vorrangig ans Netz angeschlossen wird. Diese Investitionssicherheit ließ viele PV-Anlagen entstehen. Diese dezentrale und erneuerbare Art der Energieerzeugung bestimmt seitdem den Netzausbau. Während ursprünglich der gesamte Energiebedarf vom Umspannwerk geliefert und am Netzanschluss bezogen wurde, speisen nun die „Erneuerbaren Energien“ in das Elektrizitätsnetz ein und liefern so einen Teil des Gesamtenergiebedarfs. In der Folge waren erhebliche Aufwände erforderlich, um insbesondere für die Netzführung und Bilanzierung zu wissen, zu welcher Tageszeit wie viel Energie in welche Richtung des Netzes transportiert wird. Die Trafostationen und Zähler mussten zeitnah mehr Messwerte speichern können, da an jedem Netzanschluss beide Energierichtungen (also die Bezugs- und Liefermenge) gemessen und fernausgelesen werden mussten.

Im Jahr 2006 zog sich die Thüga AG (ehemals Contigas AG) als dritter Gesellschafter zurück. Die Beteiligung wurde nun von der Kur- und Immobilienverwaltungsgesellschaft Bad Langensalza mbH (100 %ige Tochtergesellschaft der Stadt; später SHL Städtische Holding Bad Langensalza GmbH) mit 60 % und der E.ON Thüringer Energie AG (später TEAG Thüringer Energie AG) mit 40 % gehalten.

Zum 30. September 2006 ging der Geschäftsführer, Herr Burgardt, in den wohlverdienten Ruhestand. Die bisherige kaufmännische Leiterin, Frau Constanze Reppin, wurde die neue Geschäftsführerin der SWL.

Aufgrund gesetzlicher Auflagen, war die Gründung einer Tochtergesellschaft mit der Zuständigkeit für den Netzbetrieb von Elektrizität und Gas erforderlich.

Als Aufgabe der SWL verblieb der Energiehandel und -vertrieb von Strom, Gas und Fernwärme, die Erzeugung von Wärme und Strom, die Erbringungen von kaufmännischen und sonstigen Dienstleistungen.

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Parallel dazu übernahm Herr Frank Nickel, bisher Leiter der Abteilung Stromversorgung, am 1. Januar 2007 die Geschäftsführung der Stadtwerke Bad Langensalza Netz GmbH, die  2014 in die NETZE Bad Langensalza GmbH (NBL) umbenannt wurde.

Der rechtliche Entflechtungsprozess vollzog sich in mehreren Stufen bis Ende 2011 und bedurfte einer erheblichen Ausdauer, Organisations- und Gestaltungskreativität aller Beteiligten.

Die NBL musste nun als grundzuständiger Netzbetreiber ihre Netze allen Netzkunden, Energieanbietern und Händlern diskriminierungsfrei zur entgeltlichen Nutzung zur Verfügung stellen. Das geschah auf Basis der Regelungen des neuen Energiewirtschaftsgesetzes und wurde durch die geschaffene Landesregulierungsbehörde/ Bundesnetzagentur überwacht.

Die Weiterentwicklung des Versorgungsnetzes wurde während dieser Zeit nicht vernachlässigt.

Das 1990 gegründete Gewerbegebiet „Nord“ wurde vom Umspannwerk mit einem neuen 10 kV-Ring erschlossen. Mit der Ansiedlung der Firma Borbet Thüringen GmbH war 2003 das Leistungsvermögen des errichteten Netzes erschöpft. Bei der Erweiterung des Gewerbegebietes im Jahre 2004 wurde das Netz mit zwei weiteren 10 kV-Kabeln verstärkt. Im Zeitraum von 1996 bis 2004 war der Leistungsbedarf im Netzgebiet von 12.000 kW auf 18.000 kW gestiegen.

Im Jahr 2003 modernisierte die TEAG Thüringer Energie AG ihr 110 kV-Umspannwerk in Bad Langensalza. Gleichzeitig errichtete die SWL ein eigenes 10 kV-Schalthaus. Bis dahin wurden das mehrstöckige Schalthaus mit Leitwarte und alle zum Betrieb gehörenden Hilfsaggregate gemeinschaftlich genutzt und nur die im Schalthaus stehende 10 kV-Schaltanlage war eigentumsrechtlich und messtechnisch eindeutig getrennt. Das aufwendig zu betreuende Druckluftsystem für den Druckluftantrieb und die Schaltlichtbogenlöschung der insgesamt 28 Leistungsschalter sowie die zentrale wartungsintensive Drucklufterzeugung waren der Auslöser für einen mit der TEAG abgestimmten Ersatzneubau.

2009 wurde im Gewerbegebiet Ost ein zweites Schalthaus errichtet, um dort die 10 kV-Ringnetze zusammenzufassen, nachdem sich die ersten größeren PV-Anlagen ansiedelten.

Durch die mehrfache Produktionsstättenerweiterung der Firma Borbet Thüringen GmbH sowie die Ansiedlung weiterer größerer Gewerbeunternehmen war in den Jahren 2010 – 2011 die Errichtung eines dritten Schalthauses im Gewerbegebiet Nord erforderlich. Dabei wurden auch dort die bestehenden 10 kV-Kabelringe in diesem Schalthaus zusammengeführt und die Firma Borbet Thüringen GmbH direkt an das Schalthaus Nord angeschlossen.

Am 23. Oktober 2008 trat die Messzugangsverordnung in Kraft. Diese gehörte zu einem Bündel von Maßnahmen der deutschen Bundesregierung, um neue Rahmenbedingungen für die Energiewende zu schaffen. Mit dieser Verordnung entstanden Begriffe wie intelligente Messsysteme, auch „Smart Metering” genannt.

Smart Metering ist das computergestützte Messen, Ermitteln und Steuern von Energieverbrauch und -zufuhr. Auf der einen Seite sorgen sie für Verbrauchstransparenz, auf der anderen Seite für die sichere Übermittlung von Messdaten. Mit der zusätzlichen Fähigkeit, eine Plattform für die Steuerung von elektronischen Verbrauchsgeräten und Erzeugungsanlagen zu bieten, verbessern sie zudem das Last- und Erzeugungsmanagement im Verteilnetz.

Die NBL hat die ersten intelligenten Zähler (Smart Meter) ab 2010 in größeren Stückzahlen eingebaut. Bereits 1999 wurden im Stadtgebiet die ersten Großkundenzähler über das betriebseigene Fernmeldenetz fernausgelesen. Damit konnten die Energieverbrauchsmenge und die Leistungsspitze beliebig oft abgefragt werden. Diese Erfahrung verhalf dazu, auch die neu eingebauten Smart Meter möglichst rasch fernauszulesen. Entgegen des Allgemeintrends wurden im gesamten Netzgebiet die Smart Meter eingesetzt, um die Messwerte aller EEG-Erzeugungsanlagen, dominierender Kunden und Wärmespeicheranlagen zeitnah verwenden zu können. So konnte schon recht früh die optimale Netzausbau- und Netzbetriebsführung gelingen.