1978 bis 1989

Fernwärmeversorgung für das Wohngebiet Süd gibt es seit 1978. Zu diesem Zeitpunkt entschloss sich die Stadt Bad Langensalza für die Neubaublöcke im Wohngebiet Süd eine zentrale Warmwasser- und Wärmeversorgung aufzubauen.

Anfangs war der Bau eine ölgefeuerten Dampferzeugeranlage geplant. Dieser Bau war insoweit fertig gestellt worden, dass der Rohbau des Kesselhauses und die zwei großen Ölbevorratungsbehälter standen. Die allgemeine weltweite Ölkrise zu Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre ließen die Regierung der DDR zu dem Schluss kommen, keine ölgefeuerten Heizhäuser zu errichten bzw. den laufenden Bau derselben einzustellen. Mit dem Ministerratsbeschluss drohte dem Bau des Ölheizhauses die Gefahr, zu einer Fehlinvestition zu verkommen.

Mit Bau des Wohngebietes Süd war aber die Notwendigkeit gegeben, für die Anwohner eine zentrale Wärmeversorgung zu schaffen. Es wurde daher im Jahre 1980 mit dem Bau eines Provisoriums mit zwei kohlegefeuerten Dampferzeugern begonnen. Es handelte sich dabei um zwei 3,2 t/h Zweiflammenrohr- Dreizugkessel mit einem Kesseldruck bis 13 bar. Diese Dampferzeuger wurden mit einheimischer Rohbraunkohle befeuert. Im September 1980 konnten die ersten 320 Wohneinheiten fernwärmeversorgt werden. Mit der Fertigstellung des Heizhauses Süd im Jahre 1984 waren acht 3,2 t/h Dampferzeuger installiert. Das Betriebspersonal umfasst damals 43 Personen, um den notwendigen 4-Schichtbetrieb über 24 Stunden pro Tag und sieben Tage pro Woche zu realisieren. Fünf Kesselwärter -pro Schicht- waren notwendig, um einen geregelten Betriebsablauf zu gewährleisten. Zu dieser Zeit wurden ca. 1200 Wohnungen, eine Schule, eine Kaufhalle, die Kinderkombination (Kindergarten/Kindergrippe), das altersgerechte Wohnheim und das Pflegeheim mit Fernwärme versorgt. Die Versorgung erfolgte über elf sogenannte HA 3-Stationen, fünf HA 2-Stationen, dreißig HA 1-Stationen und eine Umformerstation. Die Dampferzeuger wurden in aller Regel mit Braunkohle befeuert. Nur in den Wintermonaten gab es eine Beimischung von ca. 30% Brikettbruch und 10% Feinsteinkohle um die notwendige Grundlast zu sichern. Der Verbrauch lag in den Wintermonaten bei ca. 70 t Kohle pro Tag. Ein Kohlenbunker pro Dampferzeuger hatte eine Bevorratungsmöglichkeit von 4 t. Diese Kesselbefeuerung erfolgte durch eine Wurfbeschickung. Durch den hohen Wassergehalt der Rohbraunkohle froren oft die Bunker ein. Dass diese Arbeit sehr schwer und schmutzig war, lässt sich leicht nachvollziehen.

In den Sommermonaten wurden jährliche Inspektions- und Reparaturpausen von 14 Tagen bis zu vier Wochen eingelegt. In dieser Zeit wurde die Bevölkerung weder mit Wärme noch mit Warmwasser versorgt. In jedem Haushalt mussten individuelle Lösungen gefunden werden um z.B. mal ein Vollbad zu nehmen. In dieser Zeit wurden Wartungs- und Reparaturarbeiten im Kesselhaus, der HA-Stationen und der Fernwärmetrasse vorgenommen. In der Umformerstation im Kesselhaus wurde der erzeugte Dampf von bis zu 12 bar und 180 °C über einen Wärmetauscher gefahren, so dass die Fernwärmetrassen heißes Wasser von bis zu 135 °C und 8 bar in die einzelnen Häuser geliefert werden konnte. Eine weitere Regelung war praktisch nicht möglich, so dass die eigentliche Wärmeregulierung der Wohnung nur über das Öffnen und Schließen der Fenster erfolgte. Eine Vergeudung von Rohstoffen, wie man sie sich heute nicht mehr vorstellen kann.

In den Wintermonaten gab es ständig Versorgungsprobleme. Es gab Schwierigkeiten bei der Beschaffung des notwendigen Brennstoffs, die schlechte Qualität der Braunkohle beeinträchtigte die Kesselleistung, die Kessel mussten wegen Druckmangels öfter abgefahren werden, die Bekohlung funktionierte bei starkem Frost nicht mehr, so dass die Kesselwärter mit Schubkarren den Brennstoff heranfahren und manuell die Kessel beschicken mussten. Die Entaschung erfolgte über ein Kratzband, welches mit Wasser gefüllt war. Da der Aschegehalt bis zu 30 % betrug, war auch hier mit großen Mengen umzugehen. Auch das Problem der Selbstentzündung der Kohle auf dem Lagerplatz war ständig gegeben. Ungezählte Einsätze der Feuerwehr waren notwendig, um das Problem in den Griff zu bekommen. Im Jahre 1989 entschloss man sich endlich, die Ölbevorratungstanks, die nie auch nur einen Tropfen Öl gesehen hatte, zu entsorgen. In mühevoller Kleinarbeit wurden die Tanks zerschnitten.

Der Emissionsschutzerklärung zur alten Anlage ist zu entnehmen, dass die Anlage zu etwa 40 % ausgelastet war. Dabei fielen 5.967 kg Stickoxide (Nox), 286.260 kg SO2 (Schwefel), 12.375 kg CO (Kohlenmonoxid) sowie 9.714 kg Staub nur im Jahr 1992 an.